Equitable Licensing – gut für alle Beteiligten

Sozialverträgliche Lizenzierung lebt davon, dass die Beteiligten von Effektivität und Effizienz der Konzepte überzeugt sind. Letztlich lässt sich mit geeigneten Ansätzen eine Win-win-situation für alle Akteure erreichen:

Equitable Licensing - gut für Technologietransferbüros

Das Ziel der Technologietransferbüros muss es sein, die Nutzung universitärer Entwicklungen im öffentlichen Interesse zu fördern. Es wäre zu kurz gedacht, wenn die Technologietransferbüros zu Verkaufsshops herabgestuft würden, deren Leistung an der Höhe der Einnahmen gemessen würde. In der Regel sind die Lizenzeinnahmen ohnehin bescheiden. Sie können die operativen Kosten für Personal, Patentanmeldung und Patentaufrechterhaltung meist nicht decken. Aus diesem Grunde ist es offensichtlich, dass an die Ziele der Forschungspatentierung andere Maßstäbe angelegt werden müssen. Diese können vielfältig sein.
Im Vordergrund steht die Mehrung des Renommees der Forschungseinrichtung. Die Schaffung von Arbeitsplätzen für Absolventen kann ein anderer sein. Eine besondere Wertschätzung als potenzieller Maßstab der „Performance“ sollte der gesellschaftliche Nutzen der Erfindung sein, gemessen an der Besserung der Situation benachteiligter Gruppen. Ein Maßstab kann auch die reine Anfrage sein, die aufgrund der Bedeutung der Innovation nicht notwendig mit einer geldwerten Leistung verbunden sein muss - das so genannte Stanford-Modell. Entscheidend sind qualitative (nicht in Geld gemessene) Kriterien.

Equitable Licensing - gut für die Hochschulleitung

Der Hochschulleitung muss es langfristig um dreierlei gehen. Beim Technologietransfer muss ihr primär daran gelegen sein, langfristig Forschungsmöglichkeiten zu erhalten. Sie muss also Einschränkungen der angelegten Forschungslinien durch Übertragung des Patents ohne Bedingungen vermeiden. Handlungsleitend muss die Sicherung der Reputation als unabhängige Forschungseinrichtung sein. Schließlich muss die Leitung die langfristige Finanzierung der Hochschule im Auge haben. Diese ist nicht durch den „Abverkauf“ von Erfindungen gesichert, der einen einmaligen Zufluss von Geld ermöglicht. Langfristig sind die Forschungsstrukturmittel von entscheidender Bedeutung: Diese werden nur bereitgestellt, wenn die Hochschule über ihre eigenen Entwicklungen verfügen und auf externe Weiterentwicklungen eigene Forschungen aufbauen kann.

Equitable Licensing - gut für Forschende

ForscherInnen sind daran interessiert, dass ein bestimmtes Problem gelöst wird und eine einmal von ihnen gefundene Lösung in die Realität umgesetzt wird. Sie haben ein Interesse daran, dass Erfindungen in den Entwicklungsprozess überführt werden und nicht aus wettbewerblichen Gründen rein theoretisch bleiben. Das „Versickern in den Schubladen des Elfenbeinturms“ sollte gerade durch den Technologietransfer verhindert werden, und nun nicht durch die Gefahr des „Versickerns in den Schubladen der Industrie“ ersetzt werden. Dazu sollte das Handlungspotenzial der Forschenden im modernen Technologietransfer genutzt werden. Ihnen kommt eine aktive Rolle in der Entwicklung zu.

Equitable Licensing - gut für die Industrie

Für den Industriepartner können vielfältige Gründe für ein Engagement im Bereich Equitable Licensing sprechen. Der Imagegewinn wird nur ein Grund unter vielen sein. Einen zentralen Stellenwert hat das Industrieinteresse am Innovationspotential der Hochschulen. Dieses ist nicht auf eine technische Idee beschränkt, mit der sich westliche Märkte ausbauen lassen. Eine Idee mit Anwendungspotential in den Entwicklungsländern erlaubt möglicherweise die dortige Markterschließung. Zudem stellt das Handlungspotential der ForscherInnen eine gestreute Ressource dar, welche die Industriepartner weder bevorraten noch unmittelbar nutzen können, die aber komplementär ist zu den Rationalitäten des Unternehmens. Hochschulforscher verfügen häufig über ein hoch spezialisiertes Kulturwissen, über Sprachen und über eine Handlungsmotivation, die im Unternehmen selten gepflegt werden kann. Für die Außendarstellung können exponierte Projekte mit Nutzen für benachteiligte Gruppen einen Imagegewinn bedeuten und Zielsetzungen im Rahmen von so genannten Social Responsibility-Programmen mit Inhalt füllen. Schließlich kann sich die Industrie durch Forschungskooperationen mit Hochschulen Zugang zu öffentlichen Finanzierungsquellen für Forschungszweige mit erhöhtem Risiko eröffnen.